Feste Zahnspangen
Feste Spangen finden vor allem bei Jugendlichen, aber auch bei Erwachsenen Anwendung, bei denen der Kieferorthopäde schwerwiegende Zahn- oder Kieferfehlstellungen diagnostiziert. Ihre Wirkungsweise ist präzise und gut an die gegebenen Anforderungen anzupassen.
Die kieferorthopädische Behandlung nimmt häufig mehrere Jahre in Anspruch, wobei während der Eingewöhnungsphase vorübergehend Schmerzen auftreten können und das Sprechen geringfügig beeinträchtigt werden kann.
Die Kontrolle der Spange erfolgt etwa alle vier Wochen durch den Kieferorthopäden. Einerseits wird nachjustiert, andererseits können einzelne Komponenten ausgetauscht werden.
Eine gute Mitarbeit des Patienten sowie eine gründliche Mundhygiene sind während der Therapie unabdingbar.
Einige Typen der festen Zahnspange
Multiband-Apparatur: Sie besteht aus Brackets, Drahtbögen, Metallbändern und zusätzlich eingesetzten Gummis oder Federn.
Ein Bracket ist ein Riegel, der aus Stahl, Keramik oder Kunststoff bestehen kann. Aus ästhetischen Gründen ist auch der Einsatz von zahnfarbenen Brackets möglich. Der Riegel wird direkt auf den Zahn, der vorher von Ihrem Kieferorthopäden versiegelt wurde, geklebt. Jedes Bracket übt einen individuellen Druck auf den einzelnen Zahn aus, so können Zähne aufgerichtet, gedreht oder in Lücken verschoben werden.
Durch den Riegel verläuft ein unterschiedlich starker Drahtbogen, zumeist wird ein superelastischer Bogen aus Titanlegierung angewendet, welcher die Zähne schonend bewegt. Dieser wird mit so genannten Ligaturen stabilisiert. Der Draht wirkt durch Druck oder Zugkraft auf die Zähne ein, hierbei muss die Kraft individuell dosiert werden.
Wenn Ihr Kieferorthopäde die Spange einsetzt, bekommt der Drahtbogen auf dem ersten großen Backenzahn eine Art Haltepunkt (Metallband). An diesen Bändern können zusätzliche Komponenten angebracht werden. Mit Gummis, die an der festen Apparatur zwischen Ober- und Unterkiefer befestigt werden, können beispielsweise Kreuz-, Vor- und Überbiss therapiert werden.
Die Behandlungsphasen mit der Multiband-Spange sind die Nivellierung, wobei die Zähne auf eine Ebene geführt werden, die Kontraktionsphase, bei der die Zähne in vorhandene Lücken bewegt werden und die Justierung, bei der die Zahnreihen zueinander optimal in Stellung gebracht werden.
Nach dem Einsetzen der Spange müssen sich die Zunge, die Schleimhäute und die Wangeninnenseiten an den Fremdkörper gewöhnen.
3D-Wilson-Apparatur:
Hierbei handelt es sich um ein so genanntes Distalisationsgerät, das die Zähne nach hinten bewegt. Es ist besonders geeignet zur Korrektur eines Deckbisses. Durch das Platzschaffen im Seitenzahnbereich kann Ihr Kieferorthopäde oftmals auf das Ziehen von Zähnen verzichten.
Oben links sieht man das Aktivierungselement – die Omegaschlaufe. Ein Gummi verbindet Ober- und Unterkiefer, im Oberkiefer verläuft der Distalisierungsbogen, im Unterkiefer sieht man einen Verankerungszahn mit Band.
Lingualtechnik:
Die Brackets werden auf die Innenseite der Zähne geklebt, dadurch wird die Spange nicht nach außen sichtbar. Leider ist eine präzise Einstellung der Brackets bei dieser Methode erschwert, auch die Dauer der Therapie ist länger als bei anderen festen Spangen.
Die Brackets sitzen auf der Innenseite der Zähne und sind von außen nicht sichtbar.
Gaumennahterweiterungsapparatur:
Zur Weitung des Oberkiefers kann Ihnen Ihr Kieferorthopäde eine Gaumennahterweiterungsapparatur einsetzen. Die Gaumennaht verknöchert, wenn die Jugendlichen 17 Jahre alt sind. Davor kann man mit Dehnung Platz auf dem Zahnbogen des Oberkiefers schaffen, um Zähne einzugliedern. Mit einem "Schlüssel" wird die Spange regelmäßig nachgestellt.
Distraktionsapparatur:
Bei einem ausgeprägten Platzmangel auf den Zahnbögen kann die Behandlung mit einer Distraktionsapparatur dazu führen, dass eine Extraktion verhindert werden kann.
Im Verlauf eines kieferchirurgischen Eingriffs wird der Kieferknochen getrennt und die Apparatur eingesetzt. In der ersten Phase der Therapie werden die zwei Knochenhälften auseinander gezogen (mittels einer Verstellschraube, die regelmäßig gedreht wird). Zwischen den getrennten Knochen bildet sich neues Knochengewebe, das die Lücke auffüllt und so den Zahnbogen erweitert.
Headgear: Es besteht aus einer Kopfkappe, einem Nackenriemen und einem Metallbügel, der sich in einen inneren und äußeren Bogen aufteilt. Hiermit können Backenzähne nach hinten verlagert oder rotiert werden. Mit dieser Außenspange am Kopf und Nacken können besonders starke Kräfte auf den Kiefer ausgeübt werden.
Die Nutzung des Headgears wird unter den Kieferorthopäden kontrovers diskutiert, da der Oberkiefer im Wachstum gehemmt und die Nasenatmung behindert wird.
Die Eingewöhnungsphase verläuft oft mit erheblichen Schmerzen, außerdem ist auf das ästhetische Problem und einen geringen Tragekomfort dieser Spange hinzuweisen.
Gründliche Mundhygiene
Für den optimalen Verlauf einer Therapie mit festen Zahnspangen ist eine gründliche Mundhygiene notwendig. Kieferorthopäden empfehlen, harte oder klebrige Nahrung generell zu vermeiden. Da Speisereste sich beispielsweise zwischen Draht und Bracket verfangen können, sollte der Mund nach jeder Mahlzeit gründlich ausgespült werden, und die Zähne sollten mit Hilfe einer Kurzkopfzahnbürste, fluoridierter Zahnpasta, weicher Zahnseide und Zwischenraumbürsten gereinigt werden. Besonders heikel ist auch die Stelle zwischen dem Metallband (Anfangs- und Endpunkt am ersten großen Backenzahn) und dem Zahnfleisch, hier besteht generell die Gefahr einer Gingivitis.
Zusätzlich zur intensiven Zahnpflege kann vor dem Aufbringen der festen Spange eine Zahnflächenversiegelung durchgeführt werden, die ebenfalls dem Schutz vor Karies dient.
Zuletzt aktualisiert: 13.1.2014