Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten
Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten (LKG-Spalten) zählen zu den am häufigsten auftretenden angeborenen Fehlbildungen. In Bezug auf die Korrektur dieser Anomalien sowie der Wiederherstellung der Funktion ist es unabdingbar, dass verschiedene Fachärzte interdisziplinär zusammenarbeiten. Da bedingt durch die Spalten Störungen der Atmung, Ernährung, des Gehörs und der Sprachentwicklung entstehen können, ist die Zusammenarbeit von MKG-Chirurgen, HNO-Ärzten, Kieferorthopäden und Sprachtherapeuten vonnöten.
Ausgelöst werden die Spalten durch erbliche Veranlagungen sowie auch durch äußere Faktoren wie Rauchen während der Schwangerschaft oder Folsäuremangel, um hier nur einige zu nennen.
Es gibt etwa 100 verschiedene Ausbildungen von LKG-Spalten: von Spalten, die nur die Lippen betreffen, über Spalten im Kiefer bis hin zu vollständigen LKG-Spalten.
Mit den Therapieschritten wird schon kurz nach der Geburt begonnen. Sie können sich bis zum Abschluss des Wachstums hinziehen. Auch im Erwachsenenalter können Korrekturen notwendig werden.
Zunächst setzt der Kieferorthopäde eine Gaumenplatte ein, damit im Falle einer Gaumenspalte der Gaumen verschlossen werden kann. Das Baby kann so ungehindert trinken.
Lippenspalte, einfach und doppelt
Je nach Ausprägung der LKG-Spalten sind mehrere chirurgische Eingriffe durch den MKG-Chirurgen notwendig:
Lippenspaltplastik: Lippenspaltverschluss bei Babys im Alter von drei bis sechs Monaten. Hierbei verschließt der MKG-Chirurg den Lippen- und Nasenspalt und der Naseneingang wird ausgeformt. Zur Belüftung des Mittelohrs setzt ein HNO-Arzt eine Paukendrainage.
Gaumenspaltplastik: Einerseits gibt es den einphasigen Eingriff, der die Operation des weichen und harten Gaumens betrifft. Andererseits kann der MKG-Chirurg zunächst den weichen Gaumen schließen und den harten Gaumen behandeln, wenn das Kind zwei bis fünf Jahre alt ist (zweiphasige Therapie).
Es gibt verschiedene Herangehensweisen, die jedoch alle zum Ziel haben, den Mundraum vom Nasen-Rachenraum abzutrennen, um eine optimale Entwicklung der Nahrungsaufnahme, des Sprechens und des Gehörs zu gewährleisten.
Knochenverpflanzung: MKG-Chirurgen führen in manchen Fällen Knochentransplantationen durch, um den Spalt im Kieferknochen zu schließen. Dieser Eingriff wird entweder im Vorschulalter des Kindes oder im Alter von acht bis zehn Jahren durchgeführt. (Siehe Implantologie - Wiederaufbau des Knochens - in diesem Portal).
Weitere Korrekturoperationen können darüber hinaus notwendig sein:
Nasenstegplastik: Bei doppelseitig ausgeprägten Spalten liegt häufig ein zu kurzer Nasensteg vor, dadurch liegt die Nase platt an. Der MKG-Chirurg verlängert den Nasensteg in einem chirurgischen Eingriff und kann so ein ästhetisch optimiertes Ergebnis erzielen.
Nasenkorrekturen: Die Bestandteile des Nasengerüsts wie Knorpel und Knochen sind oftmals verformt und werden vom Kieferchirurgen operativ korrigiert.
Narbenkorrektur: Nach Abschluss des Wachstums beseitigt der MKG-Chirurg in einem weiteren Eingriff auffällige, wuchernde Narben.
Kieferchirurgischer Eingriff: Nach kieferorthopädischer Vorbehandlung zur optimalen Anordnung der Zähne auf dem Zahnbogen nimmt der MKG-Chirurg bei mangelnder Ausprägung des Mittelgesichts eine Kieferverlagerung vor, welche die beiden Kiefer in ein harmonisches Verhältnis zueinander setzt (siehe www.patienteninformation-mkg.de).
Zuletzt aktualisiert: 29.1.2014